Von außen schaut es aus, als würde Philipp Michlits in seinen Seewinkler Folientunneln Bambus anbauen, hoch und saftig grün. Die Pflanzen wachsen so dicht, dass keine Reihen sichtbar sind. Außerdem macht da dieser intensive, frische, exotische Duft das klare Denken schwer. Die Luft ist feucht, die Blätter der hochgeschossenen Ingwerpflanzen duften um die Wette, als wäre es kein burgenländischer Acker, sondern ein thailändisches Wellness-Spa. Der 27-jährige Bauer kultiviert hier tatsächlich Ingwer. Und nicht nur irgendwie, sondern sogar in Bio-Qualität, exklusiv für Ja! Natürlich.
Exotisch und aus Österreich: Bio-Ingwer
Im burgenländischen Seewinkel wird jetzt auch Bio-Ingwer angebaut. Das geht erstaunlich gut, wie wir vor Ort erfahren haben. Katharina Seiser war für das FRISCH GEKOCHT Magazin bei der heurigen Ernte vor Ort und hat sich zum Anbau der Exoten schlau gemacht.
Alter Bekannter
Wie geht denn das? Es gab schon immer mutige und experimentierfreudige Menschen, die in fernen Ländern ungewöhnliche Pflanzen kennenlernten und von dort mitbrachten. Der Ingwer ist ein alter Bekannter, auch bei uns. Er stammt wahrscheinlich von den pazifischen Inseln. In Indien und China wird er seit Jahrtausenden verwendet. Doch schon in der Antike kam er nach Europa. Natürlich nicht frisch, sondern als getrocknetes und gemahlenes Gewürz.
Wissenswertes rund um die Exoten
Nur keine Extreme
Es ist heiß, die hohe Luftfeuchtigkeit im Ingwertunnel drückt auf den Kreislauf. Doch genau das liebt die tropische Pflanze. Obwohl wir oft von Wurzel sprechen, ist es das Rhizom (der Wurzelstock), das wir essen. Steckt man dieses – oder Teile davon – in humusreiche, sandige Erde, wächst es knapp unter der Oberfläche einfach waagrecht weiter. Wobei, „einfach“ stimmt natürlich nicht. Will man Ingwer wirtschaftlich sinnvoll anbauen, dann braucht er durchwegs warme, aber nicht zu heiße Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent. Unter 18 °C stellt er sein Wachstum ein – das ist bei uns meist ab Oktober der Fall. Frosthart ist er nicht. Bei Familie Michlits steht er deshalb geschützt im unbeheizten Tunnel und wird mit einem Sprühnebel sowohl bewässert als auch gekühlt, damit bei hohen Temperaturen die Blätter nicht verbrennen.
Probieren geht über Studieren
Doch wie kommt der Ingwer überhaupt nach Österreich? Philipp Michlits, sein Bruder Oliver und sein Vater Heribert bewirtschaften 140 Hektar auf ihrem Bio-Pusztahof. 2018 machten sie den ersten Versuch im Garten, 2019 gab es die erste kleine Ernte zu kaufen. Jetzt geht’s richtig los. Die Bio-Jungpflanzen für ihre Ingwerplantage haben sie vom benachbarten Bio-Bauern Erwin Unger und aus Italien bezogen. Im Winter wurden diese dann in 1-Liter-Töpfe gepflanzt, bis sie nach den Eisheiligen im Mai in die Erde durften. Genau genommen in kleine Erddämme, weil der Ingwer so einfacher zu ernten ist. Wenn man sich zwischen die Pflanzen hinhockerlt, merkt man, was sich den Sommer über getan hat: Dicke, saftige Stiele ragen in engen Abständen aus der Erde, gleich darunter kommen rosa Stellen ans Licht. Aus jeder der kleinen Ingwerpflanzen wurde ein stattlicher Ballen mit bis zu einem halben Kilo Rhizom. Was war zu tun? Bewässern, Unkraut jäten und auf die Gesundheit der Pflanzen achten. Schädlinge waren heuer kein Problem, erzählen die jungen Bauern erfreut.
Erntezeit
Geerntet wird je nach Witterung ab Anfang/Mitte Oktober bis Jahresende. Dafür werden die ganzen Pflanzen aus der Erde gestochen und vor Ort das schilfartige, fast 1,5 Meter hohe oberirdische Pflanzenmaterial abgeschnitten. Jetzt hat Philipp Michlits den unterirdischen Teil in der Hand, und dabei wird klar, dass das, was wir essen, nicht die Wurzeln sind, denn die wachsen aus dem Rhizom nach unten – und werden ebenfalls am Feld abgetrennt. Dazwischen begegnen wir einigen Regenwürmern – ein Indikator für guten, fruchtbaren Boden. Etwas, das in der Bio-Landwirtschaft das oberste Ziel ist, weil sonst keine langfristige – nachhaltige – Bewirtschaftung möglich ist.
Frischer geht’s nicht
Das Ingwer-Rhizom wird schon am Feld in Stücke gebrochen, mit möglichst wenig Erde, ohne Wurzeln und Grünzeug auf den Hof gebracht und dort gründlich mit kaltem Wasser gewaschen. Das ist keine banale Angelegenheit, denn ist der Strahl zu schwach, bekommt man die Erde zwischen den „Fingern“ der Ingwer-„Hand“ nicht heraus, ist er zu stark, verletzt man zu viel von der dünnen, beim heimischen, jungen Ingwer kaum verfestigten Schale. Bei der Gelegenheit trimmt der Bauer da und dort noch einen Stielansatz und kappt ein vertrocknetes Stückchen ab. So vorbereitet trocknen die jetzt noch sehr feuchten Ingwerstücke einen Tag auf Gittern an der Sonne. Und werden ab dem nächsten Tag am Hof in Kartontassen eingewogen, zum Schutz vor Austrocknung und Verletzung der zarten Schale mit Zellulosefolie verpackt und ausgeliefert.
Ingwer in der Küche
Lagerung & Haltbarkeit
- Wegen der dünnen Schale ist Bio-Ingwer kürzer als der importierte haltbar, ca. eine Woche im Kühlschrank. Am besten schmeckt er aber ganz frisch.
- Man kann Ingwer gut verpackt einfrieren (und gefroren reiben), so hält er monatelang. Er verliert dabei nur ein wenig Aroma.
- Frisch kann man heimischen Bio-Ingwer mit Schale verwenden (trockenere, festere Stellen mit einem Sparschäler oder einem kleinen Messer abschneiden) und einfach gründlich waschen.
Geschmack & Verwendung
- Heimischer Bio-Ingwer schmeckt scharf und sehr aromatisch, zitrusfrisch mit einer Eukalyptusnote. Er ist besonders knackig-saftig und wenig faserig.
- Roher Ingwer hat einen anderen Geschmack als gegarter oder eingelegter. Ersterer ist schärfer und zitrusig-grün, gegart oder eingelegt schmeckt er warm-würziger.
- Entweder in dicken Scheiben mitgaren (z. B. in Suppe) und wieder entfernen oder in dünne Scheiben, Stifte oder winzige Würfel schneiden oder fein reiben.
Wie damit kochen?
Man kann Ingwer roh, gedämpft, gebraten, gerieben, entsaftet (ein maximal haselnussgroßes Stück reicht für ein großes Glas frisch gepressten Gemüsesaft), eingelegt für Sushi und kandiert verwenden. Für Ingwerpulver wird ausgereifter Ingwer verwendet.
Ingwerinhalation
Ingwer ist auch als Hausmittel sehr beliebt. Für eine einfache Ingwerinhalation übergieße kleingeschnittenen Bio-Ingwer mit kochendem Wasser und beug dich darüber. Handtuch über den Kopf und die wohltuenden Dämpfe einatmen.
Auch in der Küche ein Allrounder
Heimischer Bio-Ingwer ist Bio-Produkt des Jahres 2022!
Die Auszeichnung Bio-Produkt des Jahres wird von der Messe Wieselburg GmbH (Veranstalter der Fachmesse bio-ÖSTERREICH) organisiert und in Zusammenarbeit mit BIORAMA (Fachmagazin für nachhaltigen Lebensstil) und der BIO AUSTRIA vergeben. Wir freuen uns sehr und gratulieren den passionierten Bio-Pustzahof Michlits zum Preis in der Kategorie Retail & Big Brand! Hier geht’s zu den Informationen zur Auszeichnung!
Kommentare
in welcher filiale finde ich österr. ingwer. habe schon 5 abgefragt.
Lieber Hannes, kannst du uns verraten in welchem Ort du nach dem Bio-Ingwer suchst? Dann suchen wir gerne für dich eine Filiale. Liebe Grüße, dein Ja! Natürlich Team
Liebes Ja! Natürlich-Team! Wird der Bio-Ingwer auch nach Villach geliefert? Wenn Ja, in welche Filiale und wann? Liebe Grüße aus Villach Evelyn Kerschbaumer
Liebe Evelyn, den Ja! Natürlich Bio-Ingwer gibt es momentan gar nicht. Dieser wird erst ab Oktober geerntet und ist dann je nach Ernteerfolg und Wetter für ungefähr 2-3 Monate verfügbar. Viele Grüße, dein Ja! Natürlich Team
Liebes JA natürlich Team! Gibt es derzeit noch BIO Ingwer aus Österreich in NÖ Filialen zu kaufen? LG
Liebe Natascha, danke dir für deine Anfrage! Gerne machen wir eine Verfügbarkeitsabfrage für dich. In welchen BILLA Filialen gehst du gerne einkaufen? Freuen uns von dir zu hören! Liebe Grüße, dein Ja! Natürlich Team
Halli Hallo aus Leoben in der wunderschönenSteiermark! Gibt's den Ingwer auch bei uns? Oder Bruck/Mur? Liebe Grüße und einen schönen Tag!
Liebe Petra, Bio-Ingwer gibt es von BILLA BIO in ganz Österreich. Leider haben wir ihn von Ja! Natürlich nicht mehr im Sortiment. Liebe Grüße, dein Ja! Natürlich Team
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